Karate ist eine weit verbreitete Kampfkunst, aber wenige wissen, dass es eine Vielzahl von unterschiedlichen Stilen gibt, die jeweils ihre eigenen Schwerpunkte und Besonderheiten haben. Ähnlich wie verschiedene Fleischsorten von verschiedenen Tieren stammen oder nicht jede Milch von einer Kuh kommt (wir denken da an die Scheuermilch), so ist auch die Welt des Karate geprägt von Vielfalt und Unterschieden. Diese verschiedenen Stile haben sich im Laufe der Zeit entwickelt, wurden von unterschiedlichen Einflüssen geprägt und legen ihren Fokus auf unterschiedliche Aspekte des Karate. Ob Sport, Selbstverteidigung oder Tradition, jeder Stil betont andere Elemente, auch wenn sie alle gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen.

Hier sind einige bekannte Karate-Stile:

  • Kyokushin Karate: Unser Stil, gegründet von Masutatsu Oyama, ist bei den meisten bekannt für unser intensives Training und Vollkontakt-Kämpfe. Physische Stärke und Durchhaltevermögen stehen bei uns im Mittelpunkt.
  • Shotokan Karate: Entwickelt von Gichin Funakoshi, ist dieser Stil einer der am weitesten verbreiteten Karate-Stile weltweit. Er zeichnet sich durch kraftvolle Techniken und klare Formen (Katas) aus.
  • Wado-Ryu Karate: Begründet von Hironori Otsuka, ist Wado-Ryu eine Mischung aus Karate und Jujutsu, das Wert auf Schnelligkeit, Beweglichkeit und Technik legt.
  • Goju-Ryu Karate: Dieser Stil, entwickelt von Chojun Miyagi, betont die Verwendung von innerer Energie (Ki) und Atemkontrolle in den Techniken.
  • Shito-Ryu Karate: Kenwa Mabuni gründete diesen Stil, der eine Mischung aus verschiedenen traditionellen Karate-Stilen ist. Shito-Ryu konzentriert sich auf flüssige Bewegungen und eine breite Palette von Techniken.
  • Shorin-Ryu Karate: Dieser Stil, entwickelt von Choshin Chibana, zeichnet sich durch schnelle und präzise Bewegungen aus und legt besonderen Wert auf die Entwicklung von Geschwindigkeit und Technik.
  • Uechi-Ryu Karate: Kanbun Uechi entwickelte diesen Stil, der chinesische Einflüsse aufweist. Uechi-Ryu betont Härte und Stärke in den Techniken.
  • Isshin-Ryu Karate: Dieser Stil, gegründet von Tatsuo Shimabuku, kombiniert Elemente aus Goju-Ryu und Shorin-Ryu und ist bekannt für seine Schnelligkeit und Effizienz.
  • Chito-Ryu Karate: Tsuyoshi Chitose gründete diesen Stil, der sich durch eine Vielzahl von Hand- und Fußtechniken auszeichnet und die Entwicklung von Körper und Geist betont.
  • Okinawa Kenpo Karate: Dieser Stil ist eine moderne Mischung aus verschiedenen traditionellen Karate-Stilen und beinhaltet auch Techniken aus anderen Kampfkünsten.

 

Das ist nur eine kleine Liste von Stilen, wo wir noch viele weitere aufführen könnten. Alleine wenn wir uns mit all den Abspaltungen beschäftigen. Alleine vom Kyokushinkai kommen Stile wie Ashihara Karate, Enshin Karate uvm. Daher bleibt die Zusammenfassung an dem Punkt, dass es unzählige Stile gibt. Trotz dieser Vielfalt haben alle Karate-Stile aber gemeinsame Grundlagen. Dazu gehören das Kihon (Grundlagentraining), das im Kyokushin Karate im Stehen praktiziert wird, und das Ido Geiko, bei dem die Grundtechniken in Bewegung geübt werden. Manche Stile fassen auch das Traiing in Bewegung (Ido Geiko) unter Kihon zusammen. Kata sind feste Bewegungsabläufe, die Selbstverteidigungstechniken und -abläufe trainieren. Die Anwendung dieser Techniken, wenn sie im Training eingesetzt werden, nennt man Bunkai. Kumite ist der allgemeine Begriff für das Kämpfen, das in den verschiedenen Stilen auf unterschiedliche Weise praktiziert oder unterteilt wird. In der Regel werden die japanischen Begriffe verwendet, es sei denn, es handelt sich um Stile wie das American Kempo Karate.

Trotz dieser Gemeinsamkeiten ist Karate nicht einfach nur Karate, wie bereits erwähnt. Die verschiedenen Stile haben unterschiedliche Ausprägungen und Schwerpunkte, die sich auf die Schüler auswirken. Lassen Sie uns zunächst erläutern, was Kyokushin Karate nicht ist, und dann zusammenfassen, warum Kyokushin Karate in der International Karate Organization (IKO) so besonders ist.

Kyokushin Karate ist kein reines Sportkarate

Sport Karate ist z.B. meistens Shotokan Karate oder andere Stile, die z.B. der WKF (World Karate Federation) angegliedert sind. Es gibt Dojos, die aus diesen Stilen kommen und eher bei den traditionellen Dojos einzuordnen sind. Oftmals sind diese Karate Dojos aber so aufgebaut, dass Sport Karate als Kampfweise ausgeübt wird. Dort kann es Leicht-, Semi- oder sportlichen Vollkontakt geben. Alles in allem geht es um einen sehr kontrollierten, reglementierten Kampf, der den Schwerpunkt auf das Punkten legt. Mittlerweile gibt es auch hier eine Wettkampf-Form, die aber im Vollkontakt ausgeübt wird, was von dem Veranstalter “Karate Combat” verbreitet wird. Sport Karate ist sehr auf schnelle Bewegungen ausgelegt, spielt mit den Distanzen und legt großen Wert auf Präzision. Allerdings ist einer der größten Probleme in diesen Systemen und Dojos, dass die Selbstverteidigung, wie auch die Tradition, nicht so ausgeprägt sind. Katas werden meistens rein sportlich ausgeübt und es fehlt an dem Bezug zur Realität. In Deutschland gehören diese Stile zu den beliebtesten bislang, bzw. zu den am meisten verbreiteten. Es wird gerne als Weiterentwicklung gesehen. Sicherlich ist es aber besser, es als Seperation vom ursprünglichen Karate zu verstehen. Natürlich hat Sport Karate seinen Ursprung im traditionellen Karate, aber es meistens den Sinn und Zweck des Karate aus den Augen verloren. Karate ist normalerweise eine Kampfkunst, wo großen Wert auf Budo gelegt wird. Aber was bedeutet das?

Budo (武道) ist ein japanischer Begriff, der wörtlich übersetzt “Weg des Kriegers” bedeutet. Es bezieht sich auf eine Philosophie und einen Lebensweg, die auf den Prinzipien des klassischen japanischen Kampfkunst- und Schwertkampftrainings basieren. Budo betont nicht nur die physische Aspekte des Kampfes, sondern auch die Entwicklung von Geist, Charakter und Ethik. Beim Sport Karate sind diese Aspekte nicht mehr so vermehrt vertreten. Wichtige Merkmale und Konzepte vom Budo sind:

  • Do – Der Weg: In Budo steht das “Do” für den Weg oder Pfad, den die Praktizierenden verfolgen. Es ist nicht nur ein physisches Training, sondern ein geistiger und ethischer Lebensweg, der die persönliche Entwicklung fördert.
  • Moral und Ethik: Budo legt großen Wert auf Moral und Ethik. Praktizierende werden ermutigt, Tugenden wie Respekt, Höflichkeit, Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Selbstkontrolle zu entwickeln und in ihrem täglichen Leben anzuwenden.
  • Körperliche Fitness: Obwohl Budo auf den geistigen Aspekten des Trainings basiert, ist die körperliche Fitness immer noch ein wichtiger Bestandteil. Durch das Training entwickeln Praktizierende Stärke, Flexibilität, Ausdauer und Koordination.
  • Selbstverteidigung: Eines der ursprünglichen Ziele von Budo war die Entwicklung von Fähigkeiten zur Selbstverteidigung. Die Techniken und Prinzipien, die in den Kampfkünsten gelehrt werden, können in Notsituationen angewendet werden.
  • Respekt und Etikette: Budo betont die Bedeutung von Respekt gegenüber Lehrern (Sensei) und Mitschülern.
  • Selbstentwicklung: Budo ermutigt zur Selbstreflexion und zur kontinuierlichen Verbesserung von Körper und Geist. Es geht darum, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu erweitern.
  • Wettbewerb: Obwohl Budo auf Ethik und Harmonie ausgerichtet ist, schließt das Wettbewerbe nicht aus. Diese Wettbewerbe betonen oft die technische Perfektion und die Einhaltung von Regeln und Etikette. Budo ist nicht nur ein Kampfkunsttraining, sondern eine Lebensphilosophie, die auf persönlicher Entwicklung, ethischem Verhalten und der Suche nach innerer Harmonie basiert.

 

Natürlich gibt es Schulen, die auch einige oder viele Aspekte im Sport Karate ausleben. Es gehört dann zur Tradition. Aber wo keine echte Selbstverteidigung gelehrt wird und wo der sportliche Wettkampf im Mittelpunkt steht, hat sich Karate von seinen Wurzeln getrennt und ist zu etwas anderem geworden. Das kann vielen Menschen gefallen und genau das Richtige sein. Das sollte niemand anzweifeln. Nur es fehlt dieser elementare Aspekt, der Karate in seinem Kern ausmacht.

Kyokushin Karate ist kein reines Traditions-Karate

Traditionelle Stile und Schulen können verschiedene Ausprägungen haben, von denen einige den sportlichen Wettkampf ablehnen und eine klare Linie zur Tradition im Karate verfolgen. Sie betonen oft den inneren Weg des Karate und wirken auf den ersten Blick so, als würden sie genau das verkörpern, was echtes Karate ausmacht. Traditionelle Schulen neigen jedoch manchmal dazu, den Gedanken der ständigen Weiterentwicklung zu vernachlässigen. Sie könnten effektive Selbstverteidigungskomponenten vermissen. Die Gründerväter des Karate waren offen für neue, effektive Techniken und haben sich ständig weiterentwickelt, was zu den unterschiedlichen Traditionen führte, die wir heute sehen. Wenn ein Karate-Stil zu stark an Traditionen festhält, kann dies den wahren Budo-Sinn blockieren.

Kyokushin Karate in der IKO ist Budo Karate

Jetzt kommen wir zu dem Grund, warum wir eine tiefe Leidenschaft für Kyokushin Karate hegen. Es ist ein Budo Karate, das all die zuvor erwähnten Aspekte vereint. Innerhalb unserer Organisation, der IKO, unter der herausragenden Leitung von Meistern wie Kancho Matsui, Shihan Gorai, Shihan Goda, Shihan Ito und vielen anderen, erleben wir eine lebendige Entwicklung im Karate. Selbst vermeintliche Fehler werden nicht gescheut, wenn sie dazu beitragen, das Karate zu verbessern. Dies kann zwar manche Menschen irritieren, doch es ist der Preis, den wir zahlen, um in einem lebendigen und authentischen Karate-Stil zu trainieren und zu leben. Veränderungen sind oft unbequem, aber sie stellen eine Herausforderung dar, die uns auf dem Pfad des Budo stets voranbringt. Sie bereichern uns und fordern uns immer wieder aufs Neue heraus. All dies geschieht in einer Gemeinschaft, die sich konsequent den Wurzeln des Karates verschrieben hat.

Natürlich spielt auch die Wahl des Dojos, in dem du trainierst, eine Rolle. Unser Präsident Kancho Matsui betont unaufhörlich die Werte des Budo. Wir sind keine Wettkampforganisation, wir stagnieren nicht in alten Traditionen, sondern wir sind ein Karate-Stil und eine Karate-Organisation, die sich dem Budo Karate verpflichtet fühlt. Deshalb sind wir stolz darauf, Teil der IKO im Kyokushinkai Karate zu sein und dieses in Deutschland zu verbreiten. Sind wir auf dein Interesse gestoßen? Dann zögere nicht, dich direkt bei uns zu melden, um ein kostenloses Probetraining zu vereinbaren und Kyokushin Karate selbst kennenzulernen.

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