Dieses Bild hängt in unseren Dojos. Es sind viele japanische Zeichen zu sehen, die scheinbar eine Liste ergeben. Es handelt sich um den Dojokun (auf jap. 道場訓), was übersetzt so viel heißt wie „Dōjōregeln“ oder „Regeln für das Training der Kampfkünste“. Es sind die Verhaltensregeln, an die wir uns im Karate halten sollen. Dabei geht es nicht um die Fragen, wie wir uns in der Karateschule verbeugen, wann wir „Osu“ sagen oder Regeln für das Kämpfen. Nein, es geht hier vielmehr um die Regeln, die uns im Leben prägen sollen.
Karate ist mehr als Sport. Jeder, ob jung oder alt, bekommt eine Verantwortung, wenn er Kyokushin-Karate trainiert. Die Verantwortung, das Gelernte nicht zu missbrauchen und es nur dann einzusetzen, wenn es notwendig ist. Der Dojokun ist also eine Art Leitplanke für das Leben von Karateka – jedem, der Karate trainiert.
Wir haben sie für euch übersetzt und erklären euch unter jedem Punkt kurz, was er bedeutet:
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- Wir trainieren unser Herz und unseren Körper für eine feste, unerschütterliche Grundhaltung.
Wir sollen durch das Karate ein gesundes Selbstbewusstsein erlangen, damit wir nicht wie Fähnchen im Wind von allem hin und her geworfen werden. Rückschläge, Ziele setzen und erreichen, Spaß am Neuen u. v. m. soll uns dabei helfen, selbstbewusst zu werden, ohne arrogant zu werden, was Punkt 5 später noch einmal deutlich macht. - Wir werden die wahre Bedeutung der Kampfkunst ergründen, sodass mit der Zeit alle unsere Sinne wachsam sein werden.
Karate ist mehr als Sport. Es ist effektive Selbstverteidigung, was unser Begründer Sosai Oyama betont hat. Wir sollen lernen, uns in einer Gefahrensituation effektiv wehren zu können und Gefahren aus dem Weg zu gehen. - Mit ganzem Einsatz werden wir danach streben, eine selbstlose Haltung zu entwickeln.
Selbstlosigkeit ist einer der schwersten Charakterzüge, die wir als Menschen entwickeln können. Von unserer Natur aus denken wir viel an uns selbst. Karate soll uns lehren, dass wir auf unsere Mitmenschen achten, für sie da sein sollen und ein hilfsbereiter Mensch für unser Umfeld sind. - Wir werden höflich sein, Menschen mit Autorität respektieren und uns von Gewalt fernhalten.
Im Karate lernen wir viel über Rangordnung und Autorität. Der Trainer vorne leitet die Einheit und oft auch das ganze Dojo. Die höheren Gurte sollen stets respektiert werden und auch in unserer Organisation haben wir Rangordnungen. Damit ist Karate ein Abbild von unserer Gesellschaft, ob in der Schule, auf der Arbeit oder im Alltag. Wir haben Autoritäten, die Verantwortung tragen und die sollen wir respektieren. Dazu sollen wir uns von jeglicher Gewalt fernhalten und nicht an Dingen teilnehmen, bei denen anderen Leid angetan wird. - Wir folgen unseren Werten und vergessen nie die wahre Tugend der Demut.
Als Karateka sollen wir zu unseren Werten stehen und dabei bescheiden sein. Wir sollten nicht glauben, dass wir besser sind, weil wir weniger lügen, fleißiger sind als andere oder unsere Ängste überwinden. Es ist die Verantwortung von uns, dass wir nie vergessen, dass auch wir schwach sein können, wir einen Weg gegangen sind, um dahin zu kommen, oder manchmal einfach unverdient Glück, Erfolg oder Begabungen haben. Natürlich dürfen wir uns freuen, wenn wir etwas erreicht haben, aber wir sollen dann nicht auf andere herabsehen. - Wir orientieren uns an echter Weisheit und Kraft, nicht an banalen Wünschen.
Wir sollen uns auf die Dinge im Leben konzentrieren, die echten Wert haben. Wir könnten es ganz modern auch so ausdrücken: Sei kein Traumtänzer, der unrealistisch ist, sondern sei fleißig und arbeite für deine Ziele und werde stark. Bedeutet das, dass wir nicht träumen sollen? Nein, ganz im Gegenteil! Wir sollen eben für die Träume arbeiten, sofern sie machbar sind, mit allem, was notwendig ist. - Unser ganzes Leben lang, geleitet durch die Disziplin des Karate, wollen wir die wahre Bedeutung des Kyokushin-Weges erfüllen.
Karate und Disziplin gehören untrennbar zusammen. Durch diese Disziplin geleitet und gehalten, sollen wir den Weg des Kyokushin-Karate gehen und immer weiter darin reifen.
- Wir trainieren unser Herz und unseren Körper für eine feste, unerschütterliche Grundhaltung.
Alles in allem ist der Dojokun etwas, was uns wirklich prägen soll. Durch Kyokushin-Karate trainierst du nicht nur deinen Körper, sondern auch deinen Charakter. Das macht Karate so wertvoll für dich, dein Leben und dein Umfeld!